Gemeinsames Lernen
Die Gesamtschule Harsewinkel ist im Schuljahr 2012/13 als Schule mit Gemeinsamem Lernen gegründet worden. Das bedeutet, dass alle Schüler und Schülerinnen mit und ohne sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf zusammen im Klassenverband lernen. Das Spektrum individueller Lernziele kann hierbei vom Erwerb lebenspraktischer Kompetenzen bis hin zu den erfolgreichen Abschlüssen in den Sekundarstufen I und II reichen. Um alle SchülerInnen so individuell wie möglich fördern und auch fordern zu können, arbeiten RegelschullehrerInnen, SonderpädagogInnen, SozialpädagogInnen und weitere Professionen in multi-professionellen Teams kooperativ zusammen.
Schulische Rahmenbedingungen
An der Gesamtschule Harsewinkel lernen zurzeit ca. 1316 SchülerInnen in den Sekundar-stufen I und II. In der Sekundarstufe I bestehen die einzelnen Jahrgänge aus 6 bis 8 Zügen. In jedem Jahrgang werden bis zu drei Klassen im Gemeinsamen Lernen eingerichtet. Derzeit werden 65 SchülerInnen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf in 15 inklusiven Klassen unterrichtet.
Klassenbildung
Eine Klasse des Gemeinsamen Lernens setzt sich meist aus 3-4 SchülerInnen mit individuellen Förderbedarfen und 20 RegelschülerInnen zusammen. Die Klassenbildung erfolgt unter Berücksichtigung von Profilwahl, Leistungsheterogenität und individuellen Förderbedarfen.
Übergang in die Gesamtschule Harsewinkel
Um einen fließenden Übergang zur weiterführenden Schule für SchülerInnen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf zu gewährleisten, wird frühzeitig Kontakt zum Schulamt Gütersloh und den abgebenden Grundschulen sowie Förderschulen aufgenommen. Für alle SchülerInnen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf besteht die Möglichkeit, im Rahmen eines Praktikums am Unterricht des 5. Jahrgangs teilzunehmen. Weitere Informationen erhält das zukünftige Klassenlehrerteam über Hospitationen an der abgebenden Grund- bzw. Förderschule. Ein Kennenlernnachmittag am Ende des vorangehenden Schuljahres ermöglicht ein erstes Kennenlernen der SchülerInnen des neuen fünften Jahrgangs untereinander. Zu Beginn der Klasse 5 erleichtern Orientierungstage, Klassenpaten und die Kennlernlernfahrt nach Ascheloh den Übergang in die Gesamtschule Harsewinkel. Zusätzlich findet in den Jahrgangsstufen 5 und 6 mit dem Lions´ Quest Programm „Erwachsen werden“ ein soziales Kompetenztraining statt. Hier werden der konstruktive Umgang mit Emotionen sowie Konflikt- und Teamfähigkeit trainiert. Damit wird ein wichtiger Baustein für das Gemeinschaftsgefühl in der Klasse geschaffen
Klassenlehrerteams
Das Klassenlehrerteam einer Klasse im Gemeinsamen Lernen besteht entweder aus einem/r RegelschullehrerIn und einem/r SonderpädagogenIn oder aus zwei RegelschullehrerInnen; im zuletzt genannten Fall ist zusätzlich die /der SonderpädagogIn des Jahrgangs mit hoher Stundenzahl in der Klasse eingesetzt, um die SchülerInnen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf bestmöglich begleiten und unterstützen zu können. Außerdem unterstützen SozialpädagogInnen die pädagogische Arbeit der Klassenlehrerteams.
Teamarbeit
Eine zentrale Voraussetzung für das Gemeinsame Lernen ist die Arbeit der PädagogInnen im Team. Dazu gehören die Unterrichtsorganisation, die Unterrichtsplanung sowie die Durchführung des Unterrichts. In möglichst vielen Unterrichtsstunden wird eine Doppelbesetzung angestrebt. Gewährleistet wird die Doppelbesetzung durch multiprofessionelle Teams von RegelschullehrerInnen, SonderpädagogInnen, Sozialpädagoginnen und anderen Professionen. Personelle Kontinuität ermöglicht eine intensive Betreuung und Begleitung der SchülerInnen mit und ohne Förderbedarf.
Unterrichtsorganisation
Der Schulalltag gliedert sich in den Vormittagsbereich von 8:00 Uhr bis 13:05 Uhr und den Nachmittagsbereich. Nach einer Mittagspause von 13:05 Uhr bis 14:05 Uhr findet der Nachmittagsunterricht bis 15:35 Uhr statt. Der Unterricht an der Gesamtschule Harsewinkel findet zurzeit entweder als Einzelstunde - oder als Doppelstunde statt.
Unterricht im Gemeinsamen Lernen
Im Gemeinsamen Lernen soll zielgleiches und zieldifferentes Lernen an gemeinsamen Gegenständen auf unterschiedlichen Anforderungsniveaus mit unterschiedlichen Vermittlungsformen ermöglicht werden. Kooperatives Lernen (Gruppenpuzzle, Lerntempoduett, Experteninterview etc.) und offene Unterrichtsmethoden (Wochenplanarbeit, Stationenlernen, Lerntheken, Projektarbeit etc.) ermöglichen einen schülerorientierten und binnendifferenzierten Unterricht, weil sie unterschiedlichen Lerntypen Rechnung tragen. Diese Arbeitsformen und Unterrichtsverfahren schaffen die Voraussetzungen dafür, dass jeder Einzelne nach seinem Lerntempo in individuellen Settings aber auch in Kontakt und Auseinandersetzung mit anderen Schülerinnen lernen kann. Lernen ist dann einerseits vom Entwicklungsstand und der Lebensentwicklung des Einzelnen abhängig, andererseits ergibt sich durch den gemeinsamen Unterricht, durch kooperative Tätigkeiten am gemeinsamen Gegenstand eine Zusammenarbeit sowie gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung. In der Eingangsstufe 5/6 findet der gesamte Unterricht zurzeit in dieser Form statt. Im Verlauf der Sekundarstufe I muss immer wieder neu entschieden werden, in welchen Fächern davon abweichend eine zeitweise äußere Differenzierung erforderlich ist. Äußere Differenzierung meint dann eine Kleingruppenförderung einzelner SchülerInnen mit Unterstützungsbedarf in einem Fördersetting. Dies können zum Beispiel die Aufarbeitung und Wiederholung eines Unterrichtsinhalts oder die Erarbeitung eines anderen Unterrichtsgegenstands sein.
Wahlpflichtunterricht Lebenspraxis
Im Wahlpflichtfach Lebenspraxis wird den SchülerInnen mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung und dem Förderschwerpunkt Lernen sowie SchülerInnen aus dem Bereich Deutsch als Fremdsprache (DAZ) ab dem Jahrgang 7 ein lebenspraktischer Unterricht angeboten. Hier werden Themen zur Orientierung in der Stadt und im Straßenverkehr, zum Umgang mit Geld, das Einkaufen von Lebensmitteln u. a. erarbeitet und praktisch erprobt. SchülerInnen mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung aus den Jahrgangstufen 5 und 6 können jahrgangübergreifend im Rahmen von Projektstunden an diesem lebenspraktischen Unterricht teilnehmen.
Räumliche und materielle Ausstattung
Für die Klassen im Gemeinsamen Lernen steht zusätzlich zum Klassenraum ein Differenzierungsraum zur Verfügung; ihre Materialien für den Unterricht können die SchülerInnen in Fächern unterbringen. Um dem Differenzierungsbedarf der Klassen im Gemeinsamen Lernen Rechnung zu tragen, stehen diese Räume für mit entsprechendem Differenzierungsmaterial für Gruppenarbeiten zu Verfügung. Um binnendifferenziertes Unterrichten zu ermöglichen, ist es unerlässlich über entsprechendes Unterrichtsmaterial zu verfügen. Mit dem Start des Gemeinsamen Lernens an der Gesamtschule Harsewinkel hat die Fachschaft Sonderpädagogik einen umfangreichen Bestand an Differenzierungsmaterial aufgebaut.
Die Gesamtschule Harsewinkel ist weitgehend behindertengerecht eingerichtet, d.h. der Zugang zu den Klassen- und Fachräumen ist auch für Rollstuhlfahrer möglich: Fahrstühle, Rampen und ein behindertengerechtes WC sind vorhanden
Ab dem Schuljahr 2020/21 steht in der Gesamtschule Harsewinkel ein Therapiezentrum für Therapien in den Bereichen Logopädie, Physiotherapie und Ergotherapie zur Verfügung. Diese Räumlichkeiten werden von der Schule verwaltet und können daher auch für den Unterricht im Gemeinsamen Lernen genutzt werden.
Profilstunden
Profilklassen bieten in den Klassen 5 und 6 SchülerInnen mit und ohne sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf die Möglichkeit, ihre individuellen Interessen und Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Für jeweils zwei Wochenstunden wird hier ein projektorientierter Profilunterricht mit den Schwerpunkten: Kunst, Arbeitslehre, Sport, Medien, Naturwissenschaft, Englisch oder Musik angeboten.
Arbeitsgemeinschaften
Im Rahmen des Ganztagsangebots können alle SchülerInnen ihre Neigungen und Interessen in Arbeitsgemeinschaften entwickeln. Diese Arbeitsgemeinschaften mit sportlichen, musikalischen, und kreativen Angeboten finden für die Jahrgänge 7 bis 10 mittwochs und donnerstags in der achten und neunten Stunde statt.
Angebote in den Pausen
Außerdem gibt es in der Mittagspause ein umfangreiches Programm offener Pausenangebote, bei dem sowohl sportliche als auch spielerische und kulturelle Interessen der SchülerInnen berücksichtigt werden. SchülerInnen haben zum Beispiel die Möglichkeit, Fußball oder Billard zu spielen, im Medienzentrum zu lesen oder im Spieleraum Gesellschaftsspiele zu spielen.
Leistungsbeurteilung
Für SchülerInnen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf ist die Leistungsbewertung an der individuellen Bezugsnorm orientiert. SchülerInnen mit den Förderschwerpunkten „Lernen“ und „Geistige Entwicklung“ werden zieldifferent beschult und nach ihren individuellen Anstrengungen und Lernfortschritten bewertet. Ihre Leistungen werden auf Grundlage der im individuellen Förderplan festgelegten Lernziele beschrieben (AO-SF § 31 Abs. 1). SchülerInnen mit den Schwerpunkten Sprache, Emotionale und soziale Entwicklung, Hören und Kommunikation, Sehen und Körperliche und motorische Entwicklung werden häufig zielgleich unterrichtet. Für sie gelten die Unterrichtsvorgaben der allgemeinbildenden Schule (SchulG § 20 Abs. 4). Unter Federführung der SonderpädagogInnen werden die Förder- und Entwicklungspläne für die SchülerInnen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf vom Klassenteam erstellt, mit den SchülerInnen gemeinsam reflektiert und mit den Erziehungsberechtigten kommuniziert. Den entsprechenden Fachlehrerinnen dienen diese Pläne als Orientierung für ihren Unterricht. Am Ende des Schuljahres erhalten die zieldifferent unterrichteten SchülerInnen ein Berichtszeugnis, das ihren Lernstand und – fortschritt dokumentiert (SchulG § 20 Abs. 4).
Berufsorientierung
In Kooperation mit ihren außerschulischen Partnern bietet die Gesamtschule Harsewinkel ein umfassendes Programm zur Berufsorientierung an, das den SchülerInnen einen erfolgreichen Übergang von der Schule in den Beruf ermöglicht. In ihrer Berufswahlvorbereitung werden alle SchülerInnen im Fachunterricht, in Projekten und Praktika angeleitet. Erste Einblicke in die Arbeitswelt können die SchülerInnen ab der Klasse 7 erlangen, wenn sie am Girls´ und Boys´ Day teilnehmen. SchülerInnen mit und ohne sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf nehmen im Rahmen des Landesprogramms NRW „Kein Abschluss ohne Anschluss“ im Jahrgang 8 an einer Potenzialanalyse und mehrtägigen Berufsfelderkundung teil. Weitere Eindrücke in die Arbeitswelt erhalten die Schülerinnen im Jahrgang 9 über Projekttage zum Thema Berufs- und Lebensplanung und über ein dreiwöchiges Betriebspraktikum, das jeweils vor den Osterferien stattfindet.
Eine vertiefte Berufsorientierung für inklusiv beschulte SchülerInnen bietet das Programm des Landes NRW KAoA-Star an. Hier werden SchülerInnen mit den sonderpädagogischen Unterstützungsbedarfen in den Bereichen Geistige Entwicklung, Sprache, Sehen, Hören und Kommunikation und Körperliche und motorische Entwicklung vom Integrationsfachdienst individuell begleitet. Alle SchülerInnen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf haben zusätzlich die Möglichkeit, berufspraktische Erfahrungen über individuelle Tagespraktika zu sammeln. Auch ein Langzeitpraktikum in der Außenwerkstatt Harsewinkel und Praktika in der Holzmanufaktur, die der Schule angegliedert ist, können die berufliche Orientierung unterstützen. Die Holzmanufaktur bietet eine theoriereduzierte fachpraktische Ausbildung im Bereich Holztechnik an. Über Kontakte zu Unternehmen der Umgebung und in enger Zusammenarbeit mit der Reha – Abteilung der Agentur für Arbeit, die regelmäßig Gespräche in der Schule anbietet, begleitet ein Übergangscoach den Übergang Schule und Beruf.